Geschichte

100 Jahre Ortsstelle Krimml

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Seit Mitte des 19. Jahrhunderts erfuhr der Tourismus in das Gebirge einen starken Aufschwung. Dies beruhte zum einen auf der Gründung von vielen Sektionen innerhalb   des Oesterreichischen Alpenvereins bzw. des Deutschen Alpenvereins und nach dem Zusammenschluß zum Deutschen und Österreichischen Alpenverein (ab 1873). Zum anderen verbesserte aber der vielfältige Ausbau des Verkehrsnetzes die Erreichbarkeit der Berge erheblich.

Hiervon konnte nach der Fertigstellung der Pinzgauer Bahn im Jahre 1898 auch Krimml profitieren: die Zahl der Gäste, die in Krimml Urlaub machten und dabei die umliegenden Täler und Berge besuchten, stieg sprunghaft an. Der wichtige Ausbau von Wegen und Steigen ermöglichte ihnen einen leichteren Zugang in die Berge.
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In Krimml gab es im Jahr 1892 fünf Bergführer; angesichts des wachsenden Bergtourismus waren es 1911 schon fünfzehn. 1900 lebten in Krimml 383 Einwohner; nimmt man an, daß in der damaligen Zeit eine Durchschnittsfamilie mit fünf bis sechs Personen bestand, dann war  etwa ein Fünftel der seinerzeitigen Bevölkerung von Krimml direkt vom Bergsteiger-Tourismus abhängig! Deswegen wurden alle Anstrengungen unternommen, diesen Erwerbszweig zu unterstützen. Hierzu gehörte selbstverständlich – schon aus eigenem Interesse – auch der Aufbau eines eigenen Hilfe- und Rettungssystems.

Für jegliche Hilfeleistung waren neben den persönlichen Eigenschaften der Retter wie Hilfsbereitschaft, Mut und Fähigkeit auch gewisse Hilfsmittel erforderlich. Viele dieser Geräte, die heute im Rettungseinsatz verwendet werden, stammen in ihrer Grundkonzeption schon aus der Gründerzeit der Bergrettung. Im Laufe der Zeit sind sie häufig verfeinert worden oder die Materialien konnten verbessert und funktionaler gestaltet werden.

Ein wesentlicher Unterschied bei der Hilfeleistung zwischen einst und heute wurde durch den inzwischen erfolgten weiteren Ausbau der Infrastruktur (Gerlos Alpenstraße, Güterweg ins Krimmler Achental, Straße in die Finkau) und die Nutzung des technischen Fortschritts ermöglicht. Die Verwendung von Autos, Flugzeugen oder gar Hubschraubern gilt heute als selbstverständlich. Zur Gründerzeit der Bergrettung waren diese technischen Hilfsmittel erst in Ansätzen entwickelt oder gar noch völlig unbekannt.
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Schwierig war der Wiederaufbau nach dem Krieg. Es mangelte an allem. Eine im November 1945 bei den Außenposten durchgeführte Bestandsaufnahme über noch vorhandenes Rettungsgerät erbrachte folgendes Ergebnis: Gasthof  zweiter Wasserfall: keine Geräte und Verbandszeug. Tauernhaus: ein Rettungsschlitten, kein Verbandszeug. Warnsdorferhütte: eine Tragbahre (alles andere geplündert). Richterhütte: keine Geräte, kein Verbandszeug. Zittauerhütte: 1 Tragbahre, 1 Eispickel, 1 Seil, kein Verbandszeug. Ähnlich im Sporthotel und Filzstein.
In den Unterlagen finden sich Berichte, nach denen 1947 Bergungen vom Maurertörl 30 Stunden dauerten. Auch vom Krimmler Tauern benötigten die Retter 1948 noch 23 Stunden. Als wesentliche Erleichterung und Beschleunigung muß da der Einsatz eines Flugzeuges im Achental gelten. Im März 1957 barg eine im Moos bei Innerschachen gelandete Maschine eine Skifahrerin mit Beinbrüchen.

In den Genuß einer weiteren Verbesserung der technischen Ausstattung kam an Silvester 1958 eine Skifahrerin aus Dänemark, die im neuen Akja aus Aluminium am Plattenkogel geborgen und zum Sporthotel Gerlosplatte gebracht werden konnte.

Wenige Wochen später, am 15.2.1959, erfolgte erstmals am Alpengasthof Filzstein eine Bergung mit einem Rettungs-hubschrauber. Seinerzeit wurde eine Dame aus Köln mit einem Knöchelbruch ins Krankenhaus nach Zell am See geflogen. Vom Alpengasthof Filzstein aus wurden mehrfach (so auch im Februar 1959; d.h. vor Fertigstellung der Gerlos Alpenstraße) auch Bergungen mit kleinen Flugzeugen der Marke Piper durchgeführt.
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Ende Februar 1962 kam es am Wildkar zu einer ungewöhnlichen Bergungsaktion. Ein Teilnehmer einer von einem Skilehrer geführten Tourengruppe hatte sich etwas unterhalb des Wildkarsee den Unterschenkel gebrochen. Kurz vor Einsetzen der Dämmerung konnte der Pilot im Sichtflug sein Flugzeug, eine Pilatus, in der Mulde an der Unfallstelle landen. Zum Start hätte die mit Pilot, Verletztem und Skilehrer besetzte Maschine von den übrigen Anwesenden zunächst gehalten werden müssen, um den Motor auf  die erforderlichen Touren für einen Start zu bringen. Dieses Manöver mißlang, mit dem Ergebnis, daß das Flugzeug mit dem Propeller auf der Nase im Schnee steckte. Wie sich tagsdrauf bei einer Untersuchung herausstellte, war glücklicherweise nichts beschädigt; ein Start mußte aber wegen schlechten Wetters verschoben werden. Am dritten Tag konnte ein Start erfolgen. Der Verletzte war schon vorher konventionell, d.h. mit Akja, von der Bergrettung nach Krimml transportiert worden.
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Ein Großeinsatz war in der Karwoche des Jahres 1962 erforderlich. Nachdem es am Palmsonntag  stark geschneit hatte, unternahm wenige Tage später eine Gruppe von 8 Stuttgartern, trotz mehrfacher Warnungen Einheimischer, eine Tour ins Krimmler Achental. Obwohl die Gruppe weit auseinandergezogen ging, wurden 3 Personen der Gruppe ziemlich am Taleingang am Schönrain  bei der Hölzlahneralm von einer riesigen Lawine erfaßt und verschüttet. Trotz einer der größten Suchaktionen im Land Salzburg, die es bis dahin gab (mit 50 – 60 Helfern), konnten die Personen erst nach 5 Tagen tot geborgen werden.
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Auch zu Pfingsten 1997 ereignete sich durch Unachtsamkeit von 3 Tourengehern an der Birnlücke ein schweres Lawinenunglück. Dabei konnte eine verschüttete Person durch Kameradenhilfe zunächst ausgegraben werden. Anschließend wurde die Frau durch eine Nachlawine nochmals verschüttet. Nun kam jede Hilfe zu spät. Fast zwei Wochen waren zahlreiche Einsatzkräfte aus dem Oberpinzgau mit der Bergung beschäftigt. Die Suche wurde durch andauernde extreme Lawinengefahr erschwert.
Die Bergemannschaft mußte zunächst für die eigene Sicherheit sorgen.

Zu einem weiteren Schwerpunkt der Hilfeleistung hat sich der Weg mit Aussicht auf die Krimmler Wasserfälle entwickelt. Auch wenn es sich häufig um geringfügige Anlässe handelt, muß die Bergrettung mit ihrem Haflinger-Einsatzfahrzeug ausrücken, um erste Hilfe zu leisten.

Die Arbeit der Bergrettung hat sich in den letzten Jahrzehnten durch die Nutzung des technischen Fortschritts verändert. Dadurch kann den Verunglückten effizienter und besonders  schneller Hilfe geleistet werden. Aber auch jetzt steht die Leistung der Rettungsmänner im Vordergrund da sie die Hilfe meist nur gemeinsam erbringen können. Dazu ist ein Team gefordert, über das wir in unserer Ortsstelle glücklicherweise verfügen.